Von Red Bull TV gibt es die 9-teilige Doku-Serie über EDM: „After The Raves“ (2016). Und mit EDM meint die Serie nicht electronic dance music als Sammelbegriff, sondern das „fette-Drops-und-spektakuläre-Popstar-Shows-EDM“. Beispielhaft dafür das Interview mit Dirty South, das bei einer großen Portion Austern geführt wird (S01E1, TC 10:40). „Underground? My Ass!“ also? Weiß noch nicht genau: immerhin kommen auch eher undergroundige Leute wie „The Gaslamp Killer“ vor.

In den jeweils rund 25 Min. werden neun Städte/Regionen/Szenen porträtiert: Los Angeles, San Francisco, das Mysteryland-Festival in den Niederlanden, Las Vegas, Paris, Ibiza, Niederlande, England, Miami. Produziert wurde die Serie von DJ Tommie Sunshine, der auch die Interviews mit seinen Buddies führt, und selbst aktiver Teil der Mainstream-EDM-Szene ist.

Der USA-Fokus wird schnell klar, und dass mit Detroit, New York und Chicago jene Städte fehlen, die als Geburtsorte des Disco, House, Garage oder Techno von den späten 60ern bis in die 90er hinein gelten (was Simon Reynolds mit „A Tale of Three Cities“ beschreibt), dürfte auch einiges über die Ausrichtung sagen. Hier geht es also nicht um die Menschen, die House und Techno entwickelt und groß gemacht haben, sondern um jene Menschen, die als junge Musiker und Partypeople in den 90ern mit Rave und Acid House sozialisiert wurden, und die ihr musikalisches Schaffen daran anschließen – „After the Raves“ also.

Ich habe bis jetzt nur die erste Episode zu Los Angeles gesehen, und werde mir die nächsten bald reinziehen – da ich gerade mit Sommergrippe im Bett liege, trifft sich das ganz gut… Das ganze hat einen gewissen Hauch von Selbstbeweihräucherung und Bewerbung der jeweiligen lokalen Szenen und Personen als vielmehr ein ernsthaftes dokumentarisches Interesse. Interessante Einblicke in die jüngere Geschichte der EDM-, DJ- und Clubkultur dürfte die Serie aber dennoch bieten – vielleicht auch nur den Reiz und Verführungen des vielfach als oberflächlich, kommerziell und Popstar-orientierten EDM der letzten Jahre.

Verfügbar auf Red Bull TV und Servus TV.